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Beitrag in der Mitteldeutschen Zeitung vom 11. Mai 2010
Studium der heiklen Fragen
HALLE/MZ. Der Arzt aus Düsseldorf, die Neurologin von der hiesigen Uniklinik, die Ethiklehrerin aus Halberstadt: Die Gruppe könnte kaum bunter zusammengewürfelt sein. Menschen verschiedenen Alters, die jüngste gerade einmal 25, der älteste schon 66 Jahre alt. Sie haben bereits Theologie oder Jura, Medizin oder Philosophie, Wirtschaftswissenschaften oder Psychologie studiert. Alle eint ein besonderes Interesse: Sie absolvieren den bundesweit bislang einzigartigen Studiengang "Medizin - Ethik - Recht" (MER) an der Martin-Luther-Universität Halle.
"Sie streben nach einem gemeinsamen Schnittpunkt", sagt Prof. Hans Lilie, der den Studiengang konzipiert hat. "Die Studenten kommen aus allen Teilen der Bundesrepublik zu uns." Der renommierte Jurist gilt seit vielen Jahren als ausgewiesener Experte für das schwierige Spannungsfeld zwischen Medizin, Ethik und Recht. Er ist unter anderem Vorsitzender der ständigen Kommission Organtransplantation der Bundesärztekammer. Als solcher ist er oft an schwierigen ethischen Entscheidungen beteiligt. Aus dieser Tätigkeit weiß er auch, dass Vertreter unterschiedlicher Fächer die Fakten anders gewichten und beurteilen. Diese Tatsache bildet für viele seiner Studenten die Grundlage für ihre Entscheidung, den Studiengang zu wählen: "Viele wollen ihre Entscheidungen im Beruf auf eine breitere Basis stellen", so Lilie. Einer von ihnen ist Dr. Werner Habersack. Der 66-jährige Zahnmediziner praktiziert in Weilheim bei München und war im Vorstand der bayrischen Zahnärztekammer tätig. In seiner Praxis behandelt er viele geistig und körperlich Behinderte. Einige davon haben entstellende Kiefer- oder Gesichtstumore. "Diese Patienten brauchen Hilfe. Aber die Frage ist, welche Behandlung für sie sinnvoll ist", sagt Habersack, "bei der Beurteilung kommt man ganz schnell von der Medizin in den Bereich der Ethik und des Rechts". Das sei für ihn auch der Grund gewesen, sein zahnmedizinisches Studium zu ergänzen. Nach Halle kam er durch einen Zufall. "Ich habe auf der Suche nach einem geeigneten Studiengang bei Google die Begriffe Ethik und Philosophie eingegeben", so Habersack. An erster Stelle habe die Suchmaschine den Studiengang Medizin - Ethik - Recht angezeigt.
"Die Entscheidung für Halle habe ich nie bereut", sagt Habersack, der inzwischen seine Masterarbeit geschrieben hat und wieder in Bayern praktiziert. Besonders wichtig waren für ihn "die vielen kontroversen Diskussionen mit anderen Studenten, die alle einen anderen Hintergrund hatten und deren Argumenten man sich dennoch nicht verschließen konnte".
Ähnlich sieht das seine Kommilitonin Lysann Hennig. Die 25-Jährige hat in Halle Jura studiert. "Ein weiterer, nur mit Juristen besetzter Studiengang hätte mich nicht gereizt", sagt sie. Ihre Masterarbeit im Studiengang MER schrieb sie über Schönheitsoperationen bei Minderjährigen. Nun wird sie im Bereich Medizinrecht über das Gendiagnostikgesetz promovieren. Hennig: "Dieses Spannungsfeld hat mich gepackt."
Quelle: Mitteldeutsche Zeitung vom 11. Mai 2010

Lysann Hennig und Dr. Werner Habersack haben den MER-Studiengang absolviert. (FOTO: THOMAS MEINICKE)